Mittelstandsstudie
Regelmäßige Mittelstandsstudien und Sonderumfragen

Aktuelle Themen, die unsere Kunden bewegen

Mittelstandsumfrage Herbst 2023: Erholung lässt auf sich warten

Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen hat sich in diesem Herbst deutlich eingetrübt, nachdem im Frühjahr noch die Hoffnungen auf eine Erholung in allen Branchen und fast allen Unternehmensgrößenklassen überwogen hatten. Die Geschäftserwartungen der mittelständischen Unternehmen für die nächsten sechs Monate fallen in diesem Herbst auf das zweitschlechteste Ergebnis, seit wir diese Frage im Herbst 1995 das erste Mal gestellt haben. Nur zur Hochzeit der Energiekrise vor einem Jahr waren die Mittelständler noch pessimistischer gestimmt als jetzt.

Das sind die Ergebnisse der Herbst-Ausgabe der gemeinsamen Mittelstandsstudie von DZ BANK und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).  Sie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen und beinhaltet zudem die VR-Bilanzanalyse.

Letztere bietet zumindest einen Hoffnungsschimmer: So konnten sich die meisten mittelständischen Betriebe immerhin auf ihre solide betriebswirtschaftliche Verfassung verlassen. Die Eigenkapitalquote hat sich seit dem Jahr 2001 tendenziell deutlich verbessert und markierte im vergangenen Jahr sogar einen Höhepunkt.

Geschäftserwartungen
Geschäftserwartungen

Geschäftserwartungen: Pessimismus überwiegt

Aktuell rechnen 34% der mittelständischen Unternehmen damit, dass sich ihre Geschäftslage im kommenden halben Jahr verschlechtern wird. Dagegen erwarten lediglich 19% der Befragten eine Verbesserung. Mit -15 Punkten liegt der Saldo aus positiven und negativen Antworten damit nicht nur weit unter dem langjährigen Durchschnittswert in Höhe von +19,7 Punkten, sondern auch deutlich unter dem Ergebnis unserer Frühjahrsumfrage (+7 Punkte).

Die in diesem Jahr anhaltend schwache Konjunktur und eine Art „struktureller Pessimismus“, der mit den vielen Unsicherheiten und dem Ärger über die Wirtschaftspolitik zu tun hat, sorgten dafür, dass sich die Erwartungen im Mittelstand seit dem Frühjahr in allen Größenklassen und in fast allen Branchen verschlechtert haben.  

Geschäftslage trübt sich ein

Auch die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage hat sich in den vergangenen sechs Monaten deutlich verschlechtert. Im Gegensatz zu den Erwartungen überwiegen hier aber noch die „guten“ Bewertungen. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen fiel von 57 Punkten im Frühjahr auf nun nur noch 34 Punkte. Damit gab die Geschäftslage in diesem Herbst mit einem Minus von 23 Punkten binnen der letzten sechs Monate sogar etwas stärker nach als die Erwartungen, die ein Minus von 22 Punkten aufweisen.

Mit diesem Rückgang rutschte die Geschäftslagebewertung auch wieder deutlich unter ihren langfristigen Durchschnittswert in Höhe von 45,1 Zählern. Ähnlich schlecht bewerteten die Mittelständler ihre aktuelle Lage zuletzt im Herbst 2020 während der Coronakrise. Analog zu den Erwar­tungen entspricht auch der Verlauf der Geschäftslage aus der VR Mittelstandsumfrage der vom ifo Institut ermittelten aktuellen Lage.

Einschätzung Geschäftslage analog zu ifo
Einschätzung Geschäftslage analog zu ifo

Absatzpreiserwartungen fallen weiter

Die hohen Kostensteigerungen in Folge der Energiekrise sind bei den Unternehmen inzwischen abgeebbt. Dies zeigt sich auch an der Entwicklung der Absatzpreise in den vergangenen sechs Monaten. So fielen die Preissteigerungen seit dem Frühjahr deutlich geringer aus als in den vergangenen beiden Umfragen. Aber im letzten halben Jahr hat immer noch fast die Hälfte der Befragten ihre Preise erhöht. Lediglich 16 Prozent senkten sie. Die Absatzpreiserwartungen gaben in allen Größenklassen und in fast allen Branchen im Vergleich zu unserer Frühjahrsumfrage nach. Lediglich bei den mittelständischen Dienstleistungsunternehmen blieb das Ergebnis unverändert.

Größte Probleme: Fachkräftemangel und Bürokratie

Auf den ersten Blick hat sich in diesem Herbst bei den aktuellen Sorgen der deutschen Mittelständler nicht viel getan. Das Dauerproblem „Fachkräftemangel“ wird von den mittelständischen Unternehmen erneut als ihre größte Herausforderung identifiziert: Acht von zehn Mittelständler belastet der Fachkräftemangel derzeit. Das sind nur geringfügig weniger als vor einem halben Jahr.

Top 5 Herausforderungen
Top 5 Herausforderungen

Neue Höchststände bei den aktuellen Problemfeldern verbuchen auch die Auftragslage und die Finanzierungsbedingungen. Bei beiden haben sich zudem die Sorgen der Mittelständler im Vergleich zum Frühjahr deutlich verschärft. Die Konjunkturschwäche führte dazu, dass sich aktuell fast die Hälfte der mittelständischen Unternehmen über ihre Auftragslage sorgen müssen. Dagegen dürften vor allem die Zinswende, aber auch die in diesem Jahr deutlich steigenden Insolvenzzahlen dafür gesorgt haben, dass sich mittlerweile mehr als ein Viertel der Befragten über die Finanzierungsbedingungen beschweren, mehr als über die Zahlungsmoral der Kunden.

Neben der seit 1995 zwei Mal im Jahr durchgeführten VR Mittelstandsumfrage, einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 mittelständischen Unternehmen im September/Oktober 2023 in Deutschland, enthält der vorliegende Mittelstandsbericht mit der VR Bilanzanalyse eine detaillierte Auswertung der Abschlussdaten, welche mittelständische Firmenkunden für die Jahre ab 2001 einreichten.  

Weitere Ergebnisse

Über die Mittelstandsstudie der DZ BANK: Die 56. Umfrage seit 1995

Die Mittelstandsstudie widmet sich der wirtschaftlichen Lage des Mittelstandes. Seit 1995 wird die Mittelstandsstudie durchgeführt und publiziert. Über die Jahre ist ein einzigartiger Datensatz entstanden, da die Umfrage in sich über den gesamten Zeitraum identisch und vergleichbar geblieben ist.

 

Zweimal jährlich führt die DZ BANK zu wichtigen konjunkturellen Eckdaten eine Mittelstandsumfrage durch. Zu diesem Zweck führt ein unabhängiges Marktforschungsinstitut mit Hilfe eines von der DZ BANK konzipierten Fragebogens rund 1.000 telefonische und Online-Interviews mit Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten mittelständischer Unternehmen durch. Die Herbstumfrage wird nun schon seit 2013 als gemeinsamer Mittelstandsbericht von DZ BANK und BVR unter dem Titel Mittelstand im Mittelpunkt veröffentlicht.

 

Mittelständische Entscheidungsträger soll die Studie darin unterstützen, die eigene Unternehmenssituation, angestrebte Entwicklungsperspektiven oder Probleme mit den Umfrageergebnissen ihrer Branche zu vergleichen und gegebenenfalls Rückschlüsse für die Unternehmensstrategie daraus zu ziehen.

Die wichtigsten Umfrageergebnisse sind in der Publikation 'Mittelstand im Mittelpunkt' kurz zusammengefasst. Gleichzeitig finden Sie hier auch die wesentlichen Fakten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung im Mittelstand.